Ein Gedanke, den ich hier und da schon öfter hatte: Was macht jemanden wirklich zum Experten? Vor kurzem bin ich über ein Video von Veritasium auf YouTube gestolpert, in dem genau das erklärt wurde. Der Titel war sowas wie „How to become an expert in any topic“, also „Wie man in jedem Thema ein Experte wird“, ich weiss, ziemlich Youtube ziemlich reisserisch, aber ich mag Veritasium, also hab ich mir das Video mal angesehen. Und ich muss sagen, es hat mich echt zum Nachdenken gebracht. Bevor ich euch meine Meinung zum Video zum Besten gebe, schaut es euch am besten mal selber an. Die 18 Minuten sind gut investiert, versprochen!
Im Video wird erklärt, dass es vier Dinge gibt, die absolut notwendig sind, um ein echter Experte zu werden. Vielleicht nicht überraschend, aber irgendwie logisch, wenn man drüber nachdenkt. Es sind diese vier Punkte: ein gültiges Umfeld, viele Wiederholungen, direktes Feedback und schließlich tausende Stunden bewusster Übung. Klingt hart? Ja, wahrscheinlich. Aber ich fand’s richtig spannend, weil es eigentlich genau das beschreibt, was uns ausmacht, wenn wir etwas wirklich können.
Ich erinnere mich zum Beispiel daran, wie ich als Kind Schach gelernt habe. Ich war anfangs grottenschlecht, hab wirklich jeden Zug überlegt und trotzdem meistens verloren. Mein großer Bruder, der mir Schach beigebracht hat, war ein echtes Schachgenie. Und er meinte immer: „Du musst das Spielfeld sehen wie ein Puzzle, das du schon mal gesehen hast.“ Damals hab ich das nicht ganz gecheckt, aber im Veritasium-Video haben sie das erklärt: Experten erkennen Muster. So wie Magnus Carlsen im Video, der sofort ein Spiel wiedererkennt, obwohl es äußerst kompliziert ist. Er sieht die Schachpositionen nicht als Einzelteile, sondern als ganzes Bild – das nennt man „Chunking“.
Das mit dem Feedback ist auch so eine Sache. Wir Menschen sind oft echt mies darin, uns selbst einzuschätzen, vor allem, wenn wir kein direktes Feedback bekommen. Ich hab das in der Schule oft gemerkt – besonders in Mathe. Da hab ich ewig geglaubt, ich kann das nicht, weil ich immer nur eine Note zurückbekommen hab, aber nie eine richtige Erklärung, warum ich Fehler gemacht habe. Erst als ich angefangen hab, Übungen mit Lösungserklärungen durchzugehen, hab ich mich wirklich verbessert. Und im Video hieß es ja auch, dass ohne Wiederholung und Feedback keine Expertise entstehen kann – genau das hat mein Mathelehrer damals übersprungen.
Das spannendste war aber der Punkt über das Umfeld. Nicht alle Umgebungen sind gleich gut, um Expertise zu entwickeln. Zum Beispiel Roulette – da kannst du noch so oft spielen, das Ding bleibt Glück. Das Video hat das mit Aktien verglichen. Da dachte ich mir: „Okay, das erklärt, warum so viele Investmentfonds schlechter abschneiden als der Markt“. Manche Sachen sind einfach zu zufällig, da kann man keine wirkliche Expertise aufbauen.
Und dann natürlich der Punkt „Deliberate Practice“, also bewusste Übung. Es geht nicht darum, einfach 10.000 Stunden irgendwas zu machen, sondern sich bewusst an die schwierigen Dinge ranzuwagen. Das fand ich echt augenöffnend. Ich meine, ich spiele seit Jahren Gitarre, aber wenn ich ehrlich bin, hab ich in den letzten Jahren kaum etwas Neues gelernt, weil ich immer nur die gleichen Lieder spiele. Ich bleib einfach in meiner Komfortzone. Aber um wirklich besser zu werden, müsste ich mich auch mal an neue, schwierige Techniken ranwagen.
Zum Schluss frag ich mich schon, wie viele von uns wirklich bereit sind, diesen Weg zu gehen. Es klingt alles logisch, aber es ist halt auch harte Arbeit. Ich find’s aber total faszinierend zu sehen, dass wahre Expertise keine Magie ist, sondern das Ergebnis von klarem, zielgerichtetem Training.
Vielleicht inspiriert euch das ja, selbst mal eine neue Herausforderung anzunehmen? Mich auf jeden Fall. Also, auf geht’s zur nächsten Runde „deliberate practice“ – auch wenn’s hart ist, es lohnt sich!